Rezension von Belief & Betrayal
eindeutig für Anfänger geeignet, aber dafür wunderschöne Schauplätze
Im Großen und Ganzen gefällt mir Belief & Betrayal. Hauptsächlich wegen der wirklich aufwendig gestalteten Schauplätze. Andere Aspekte des Spiels lassen leider manchmal einen bitteren Nachgeschmack zurück.
pro:
- sehr schöne und aufwendig gestaltete Schauplätze
- Schauplätze wirken sehr lebendig (viele Touristen oder fahrende Züge)
- sehr realistische Geräusche (das Rattern von Zügen, usw.)
- Musik ist stimmig
- Rätsel sind immer logisch
- viele animierte Zwischensequenzen
- Zwischensequenzen sind sehr lebhaft, aufgrund von raschen Kamerabewegungen
- schöne Spiel-Verpackung
- Dialoge sind frech und spontan (was sogar bishin zu Filmzitaten reicht)
- Steuerung ist logisch
- mehrere Charaktere spielbar (je nach Situation)
- sehr gute Synchronisation
- interessante Handlung, die mit einer Verschwörung der Kirche zu tun hat
- Charaktere bewegen sich realistisch
- interressante Kameraperspektiven
- was die Dialoge betrifft, gehen die Charaktere wie in einem realistischen Gespräch aufeinander ein (selten wird etwas doppelt gesagt - die Beziehungen entwickeln sich also mit jedem Gespräch weiter)
contra:
- Rätsel sind viel zu einfach! (wenn man nicht gerade einen Gegenstand sucht, den es zu finden gilt, stellt man Zahnräder oder Spiegel in die richtige Position, was, wenn es hoch kommt, 3 Minuten dauert. Das ist nicht nur enttäuschend, sondern die Handlung wird dadurch auch unglaubhaft. Mehr dazu weiter unten...)
- Handlung ist leider nur sehr oberflächlich
- Buchtexte der Bücher, die die Charaktere einsammeln, sowie alle Hinweise, kann man als Spieler nicht selbst lesen, sie werden noch nicht einmal vorgelesen, sondern es geht dafür einfach nur ein neuer Stichpunkt in die "Gedanken" des Charakters ein, den man dann verwenden kann für neue Ereignisse. Das macht die Handlung natürlich noch oberflächlicher...
- Musik ist irgendwann nervend (wenn man länger an einem Ort bleiben muss)
- manche Gegenstände sind zu schwer versteckt (man findet sie zwar nach einer Zeit, aber nur wenn man damit anfängt, jedes Stück des Bildschirms abzutasten)
- Zwischensequenzen entsprechen nicht dem heutigen Grafikstandard
- Hinweise darauf, dass man einen Gegenstand nicht einsetzen kann, können nicht weggklickt werden. Dadurch muss man sich dutzende Male anhören: "Mein Großvater hat immer gesagt: "Fass nicht alles an, was du siehst"" oder "Vielleicht probiere ich es mal hiermit oder damit... Nein, tut mir leid, ich schaff's nicht." Das ist irgendwann nur noch nervtötend, wenn man sich die gleichen Sprüche immer und immer wieder anhören muss. Jeder Caharkter hat ungefähr zwei solcher Sprüche und demzufolge sind Wiederholungen natürlich vorprogrammiert. Die Tatsache, dass man diese nervenden Sprüche nicht wegklicken kann, stört einen daran am meisten.
- Schauplätze sind nicht sehr weitläufig
- Spiel ist viel zu kurz
- Spiel stellt für normale Adventure-Spieler keine Herausforderung dar.
Am meisten gestört hat mich die Handlung des Spiels, denn darauf hatte ich mich am meisten gefreut. Endlich einmal erlebt man eine Kirchenverschwörung in einem Adventure und deckt diese langsam auf, die (so habe ich es erwartet) durch die kirchliche Vergangenheit reicht bis hin zu Judas' Verrat. Dem ist leider nicht so. Die Handlung wird nur sehr oberflächlich betrachtet und ganz ehrlich verstehe ich nicht, was die Intro-Sequenz mit dem späteren Spielverlauf zu tun hat. Vieles ist schlichtweg ungesagt geblieben und unerklärt, wo man sich einige Erklärungen gewünscht hätte und vor allem mehr vom Aspekt der Kirchenverschwörung. Selbst wenn man aber die Handlung zunächst so hinnimmt, wie sie ist, wird sie spätestens dann unglaubhaft, wenn die Templer doch so unglaublich intelligente Leute waren und schwierige Rätsel und Fallen verwendet haben, um ihre Geheimnisse zu schützen. Komisch ist dann, dass man deren intelligente Rätsel fast schon in Sekunden lösen kann. Da kommt dann wieder die Frage auf, wieso das bisher kein Forscher geschafft hat und nicht schon längst alle Fragmente des Tuches der Maria gefunden hat. Leider wird dadurch das Spiel nicht nur furchtbar einfach, sondern einfach auch unglaubhaft... Schade! Leider muss man dann auch auf handlungsvertiefende Buchtexte verzichten, die wesentlich zum Verdichten der Vergangenheit beigetragen hätten...
Dieses Spiel scheint noch in den Kinderschuhen zu stecken, ist aber nicht unbedingt schlecht. Wenn man bereit ist, über die Schwachpunkte hinwegzusehen, kann man durchaus einen kurzweiligen Spaß haben. Vor allem als Einsteigerspiel für Neulinge ist es geeignet. Und eines ist mal sicher: Die Schausplätze sind sehr schön gestaltet und wirklich prächtig. Alleine deshalb lohnt sich ein Blick auf das Spiel.
Rezension geschrieben von Sauron