Die Alpenfestung - Letztes Bollwerk der SS
Herbst 1944. Für Deutschland ist der Krieg verloren. Nicht aber für die SS, die stärkste Macht im NS-Staat. Den einst umjubelten “Führer” Adolf Hitler haben sie als Verlierer abgeschrieben, planen sogar seine Ermordung, sollte er sich ihren Plänen in den Weg stellen. Mit einem wahnwitzigen Plan wollen Heinrich Himmler und seine Komplizen ihre Haut noch retten, mit der “Alpenfestung”, dem letzten Bollwerk der SS. Hier, im Salzburger Land, soll sich das Schicksal des tausendjährigen Reiches in den letzten Wochen doch noch wenden, soll aus der fatalen Niederlage, wenn schon kein glorreicher Sieg, so doch ein lohnender Deal mit den Amerikanern werden.
Das Angebot der SS an die Sieger ist schlichte Erpressung: entweder Kampf gegen den gemeinsamen Feind - den Bolschewismus - oder blutiger Partisanenkrieg bis zum letzten Mann. Amerika aber verweigert sich, riskiert einen blutigen Endkampf in den Alpen. Ein dramatischer Truppenwettlauf beginnt, den die Befreier buchstäblich in letzter Minute gewinnen. Die SS scheitert schließlich an einem Mann aus den eigenen Reihen: SS-Obergruppenführer Karl Wolff kapituliert an der Südfront und öffnet so das Tor zur Südflanke. Das Schicksal der ‚Alpenfestung’ ist damit besiegelt.
Doch bis heute streiten Historiker, ob es die “Festung Alpen” überhaupt gab, ob sie mehr war als ein größenwahnsinniges Hirngespinst Himmlers, ein genialer Propagandatrick, der die Amerikaner das Fürchten lehren sollte. Wie weit also waren die Pläne tatsächlich gediehen? Zweifellos traf sich im Ausseerland wer in der SS Rang und Namen hatte, darunter auch der Chef der Gestapo, Heinrich Müller, der Leiter des Judenreferats SS-Obersturmbannführer Adolf Eichmann und dessen rechte Hand Alois Brunner. Warum aber trafen sie sich ausgerechnet dort?
Erstmals weisen der Filmemacher Dieter Oeckl und Dachau-Experte Hans-Günter Richardi in ihrer aufsehenerregenden Dokumentation nun nach, dass die “Alpenfestung” kein Mythos, sondern gefährliche Realität war. Tatsächlich waren die Vorbereitungen weit gediehen. Die SS verschanzte sich in den unwegsamen österreichischen Bergen mit ihrem letzten Aufgebot: prominenten Geiseln, Geldfälschern, Spezialeinheiten und ihren ‚Wunderwaffen’, für die Arbeitssklaven aus den KZs in unterirdischen Rüstungsfabriken schufteten. Seit Monaten arbeiteten die Raketenspezialisten um Wernher von Braun an der Weiterentwicklung der V-Waffen. Deren Abschuß von mobilen Startrampen aus dem Gebirge war technisch kein Problem mehr.
Daneben erhofft sie sich vom neuen Düsenjäger, der Messerschmitt Me 262, noch in letzter Stunde eine Wende im Luftkrieg. Der in München-Riem stationierte Jagdverband 44, der ausschließlich aus solchen Maschinen bestand, wird am 28. April 1945 in die Alpen verlegt. Aus den Konzentrationslagern Buchenwald, Dachau und Mauthausen zieht die SS Häftlinge zum Arbeitseinsatz in der ‚Alpenfestung’ zusammen. Prominente Häftlinge, darunter der ehemalige französische Ministerpräsident Leon Blum, der einstige österreichische Bundeskanzler Kurt Schuschnigg, Pfarrer Martin Niemöller und Prinz Friedrich Leopold von Preussen, dienen als Geiseln. Um schließlich an harte Währungen heranzukommen, läßt der Chef des Reichssicherheits-Hauptamtes (RSHA), SS-Obergruppenführer Ernst Kaltenbrunner, ein Kommando von Geldfälschern in die Region verlegen, das schon im KZ Sachsenhausen englische Pfundnoten hergestellt hatte. Akribisch haben die Filmemacher monatelang in deutschen und ausländischen Archiven recherchiert, neue Dokumente entdeckt und Zeitzeugen in Deutschland, Österreich und in den USA befragt. Zu Wort kommt Konrad Dannenberg, ein enger Mitarbeiter Wernher von Brauns, Geiselhäftlinge wie Prinzessin Irmingard von Bayern, der ‘Geldfälscher’ Adolf Burger oder der Verbindungsoffizier Kurt Molden.