Al Quaida: Netzwerk des Terrors
Al Qaida, das Terrornetzwerk, der Weltfeind, der vermeintliche Kriegsgrund, hat den westlichen Staaten im April ein Ultimatum gesetzt: sie sollen ihre Truppen aus dem Irak abziehen, sonst müssten sie mit Anschlägen rechnen. Die Frist läuft heute ab. Ein wahrlich aktueller Anlass für das ZDF, eine Bilanz zu ziehen über die Arbeit dieser Terroristen, ihre Netzwerke und ihre Ideologie. Die Dokumentation, die der renommierte ZDF-Terrorismus-Experte Elmar Theveßen gedreht hat, beginnt so, wie man es befürchten kann: die immer gleichen Schnipsel und Bilder brennender Autos und hetzender Spezialkommandos, dazwischen verschwommene Fahndungsfotos. Terror ist eben nicht immer bildschirmtauglich. Aber sehr schnell führt Theveßen auf die wesentliche Ebene seiner Recherche in mehreren Ländern: Al Qaida trifft auf eine noch immer unvorbereitete Sicherheitsstruktur, zugleich breiten sich die Islamisten aus, ihr Einfluss wächst rapide. Beeindruckend sind die Passagen, in denen der Film O-Töne aus deutschen Moscheen dokumentiert. Wie der Koran systematisch verfremdet, in eine Richtung überinterpretiert wird, wie junge Menschen mobilisiert werden. Die ideologische Argumentationskette “Westen greift islamische Länder an – Koran erlaubt Verteidigung – Terror ist Verteidigung” erscheint manchem hier zu Lande platt. Sie ist aber leider Realität in vielen Propagandaschriften und Predigten. Der Beitrag ist hier besonders stark, wo er die ideologischen und argumentativen Strukturen des Terrorismus zeigt. Der brutale Schwung der islamischen Glaubensrichtung Wahabismus, der so viele Moscheen hier folgen, wird ebenso dargestellt wie subtile propagandistische Videos der extremistischen “Mili Görüs”, die sich als zivilgesellschaftliche Vertretung denn als islamistische Speerspitze sieht. Die finanziellen Verknüpfungen zwischen Moscheevereinen, Botschaften bestimmter Länder und Tätergruppen werden nur angedeutet. Die Strukturen der Netzwerke – Al Qaida ist kein zentral gelenkter Konzern – bestehen weiter, insinuiert der Beitrag zumindest. Westliche Geheimdienste, so erfahren wir, fragen nicht mehr, ob bald Anschläge ausgeführt werden, sondern nur noch wann und wo.