Die Machtergreifung des Vladimir Putin
Im März 2000 wird Wladimir Putin zum russischen Präsidenten gewählt. Er gehört seither zur Riege der mächtigsten Männer der Welt. Wie ist es dem früheren Dresdner KGB-Residenten und bis dato völlig unbekannten Funktionär des russischen Geheimdienstes gelungen, innerhalb von nur einigen Monaten die Macht zu ergreifen? War seine Vereidigung als Präsident das Ergebnis kalkulierter Intrigen und Machenschaften im Kreml? ARTE zeichnet die Stationen von Putins steiler Karriere nach. Während sich Russlands Wirtschaft im Krisenjahr 1998 auf besorgniserregender Talfahrt befindet, verschlechtert sich der gesundheitliche Zustand des amtierenden russischen Präsidenten Boris Jelzin zunehmend. Im August 1999 kommt die so genannte Mabetex-Affäre an die Öffentlichkeit. Der russische Staat hatte zur Renovierung des Kremls Großaufträge in Millionenhöhe an ausländische Firmen verteilt. Die Schweiz hatte den russischen Generalstaatsanwalt Skuratow aufgrund erheblicher Zweifel am rechtmäßigen Geldtransfer um eine Untersuchung gebeten. Um die drohende Anklage abzuwenden, reagiert der Kreml mit der vernichtenden Diskreditierung Skuratows, indem er gefälschte Porno-Kassetten mit dem angeblichen Skuratow in der Hauptrolle in Umlauf bringt. Die Krisensituation verlangt einen Krisenmanager. Zum Mann der Stunde wird Wladimir Putin. Er versteht es, den internationalen Ermittlungen in der Korruptionsaffäre Einhalt zu gebieten und beweist Jelzin gegenüber somit höchste Loyalität. Jelzin ernennt Putin zum Premierminister. Nun heißt es für Putin auf Stimmenfang zu gehen. Nach den tödlichen Folgen der Bombenanschläge auf ein Luxuskaufhaus in Moskau und den Ereignissen in Tschetschenien versteht es Putin, sich medienwirksame Auftritte zu verschaffen. Mit Parolen wie “Die, die das getan haben, sind Tiere, tollwütige Tiere” oder “Tschetschenien ist ein legales Terroristen-Camp” setzt er sich zunehmend als der von der russischen Bevölkerung ersehnte starke Mann durch. Seine eigens für ihn gegründete Partei gewinnt im Dezember 1999 die Parlamentswahlen. Damit ist der Weg für Putins Sieg bei den bevorstehenden Präsidentschaftswahlen geebnet. Nachdem Jelzin am 31. Dezember 1999 überraschend zurücktritt, übernimmt Putin als Premierminister die Regierungsgeschäfte und kann die Präsidentschaftswahlen im März 2000 im ersten Wahlgang für sich entscheiden. Noch einmal zeigt er Loyalität mit dem Mann, der ihm zur Macht verhalf, und gewährt Jelzin und dessen Familie Immunität. Seither hält der unberechenbare ehemalige KGB- und FSB-Funktionär als einer der mächtigsten Männer der Welt im Kreml die Fäden fest in seiner Hand. Die Etappen von Putins Machtaufstieg werden anhand von unveröffentlichten Archivbildern und Aussagen prominenter Beteiligter nachgezeichnet, darunter der Exil-Magnat Boris Beresowski; Carla del Ponte, jetzt am Den Haager Gerichtshof; Russlands prominentester Fernsehmoderator Sergei Dorenko, der bei Putins Medienwirksamkeit kräftig nachhalf; der Generalstaatsanwalt Skuratow und auch Jelzins ehemaliger Premierminister Primakow.