Auferstanden aus Ruinen: Von der SED zur Linkspartei
Wenn es um ihre Feindbilder geht, ist sich Deutschlands Linke einig, ansonsten aber brechen in der Partei die alten Flügelkämpfe wieder auf. Zwei Jahre nach der offiziellen Vereinigung von Linkspartei, PDS und WASG sind die Genossen zerstritten wie nie. Doch allein durch ihre bloße Existenz hat die Partei das politische Koordinatensystem verschoben: Plötzlich werden auch alle anderen Parteien ein bisschen links: flächendeckender Mindestlohn, Managergehälter begrenzen, Rente mit 67 abschaffen und Hartz IV rückgängig machen. Sogar die Mehrheit der CDU-Wähler unterstützt die populistischen Forderungen der Linken. Dass die SPD inzwischen die schlechtesten Wahlergebnisse in der bundesdeutschen Geschichte einfährt, hat auch mit der Konkurrenz am linken Rand zu tun. Im Osten ist die “Die Linke” Volkspartei, macht eine pragmatische Politik und hat in zwei Bundesländern sogar Regierungsverantwortung. Und im Westen konnte sie mit ihrem knallharten Oppositions- und Politikverweigerungskurs auch einen Teil der Wähler überzeugen. Parteichef Oskar Lafontaine mobilisiert im Wahlkampf die Massen für eine neue außerparlamentarische Opposition, um Regierungs- oder Parlamentsenscheidungen zu ändern. Nicht nur im Bundestag soll Politik gemacht werden, sondern auf der Strasse. Lafontaines Rezept gegen Hartz IV heißt Generalstreik. Die Renaissance der Linken, zwanzig Jahre nach dem Mauerfall, ist umso erstaunlicher, als der Kommunismus mit dem Untergang der DDR auch politisch am Ende schien. Wie es gelang, die SED unter neuem Namen in das vereinte Deutschland hinüberzuretten, belastete DDR-Spitzenfunktionäre als Saubermänner zu präsentieren, und wie es vor allem gelang, das SED-Parteivermögen in dunklen Kanälen verschwinden zu lassen, ist eines der spannendsten Kapitel der deutschen Vereinigung. Die Autoren Stefan Aust und Claus Richter schildern die Geschichte der deutschen Linken in den vergangenen zwanzig Jahren seit dem Fall der Mauer. Ausführlich gehen die Autoren den Spuren der verschwundenen SED-Millionen nach und schildern die spektakulärsten Fälle. Weiter beschreiben die Autoren, wie die PDS in den Jahren nach der deutschen Einheit im Osten zur Volkspartei wurde, ohne die Stasi-Verstrickungen und den Geldwäsche-Verdacht loszuwerden. Das gesamtdeutsche Comeback der Linken führte über die Wahlalternative Arbeit und soziale Gerechtigkeit (WASG), die sich 2004 vorrangig aus regierungskritischen SPD-Mitgliedern und Gewerkschaftern konstituierte. Die Linke in Deutschland, zwanzig Jahre nach dem Fall der Mauer – für diese Standortbestimmung sind Stefan Aust und Claus Richter quer durch die Republik gereist, haben Gregor Gysi, Oskar Lafontaine und andere Spitzengenossen begleitet, politische Freunde und Feinde befragt und mit Zeitzeugen gesprochen.