Die Meuterei auf der Bounty (ZDF)
Eigentlich sollte die 'Bounty' nur Brotbaumpflanzen aus Tahiti abholen. Doch das Schiff fuhr nie wieder in den Londoner Hafen ein.
Clark Gable, Marlon Brando, Mel Gibson - nur einem wahren Helden kann die Ehre zuteil werden, von drei so bedeutenden Leinwandgrößen verkörpert zu werden. Fletcher Christian führte die Meuterer auf der 'HMS Bounty' an, um die Mannschaft heroisch von dem Tyrannen Kapitän William Bligh zu befreien. Oder etwa nicht? Irrt Hollywood, die einzig wahre historische Instanz, etwa in seiner Geschichtsschreibung? Ja, meint das Zweite selbstbewusst und beginnt die 'ZDF Expeditions'-Reihe 'Tropenfieber' mit der spannenden Dokumentation 'Logbuch Bounty - Das Rätsel der Meuterei'.
Irgendwo vor der australischen Küste treibt das Beiboot, in dem William Bligh, Kapitän der 'Bounty' von den Meuterern ausgesetzt wurde. Doch er ist nicht allein: 18 Mann folgten ihm ins Ungewisse, mehr konnte die Nussschale nicht aufnehmen. Seltsam, dass die halbe Mannschaft einem Kapitän die Treue hielt, der heutzutage so einen schlechten Ruf genießt. Ein Tyrann sei er gewesen, die Meuterei habe er durch sein Verhalten regelrecht provoziert. Ein gefundenes Fressen für die Filmindustrie, die Bligh schon fünfmal als peitschenschwingenden Alten darstellte.
Doch Bligh war erst 33 Jahre alt, als er am 23. Dezember 1787 mit der 'Bounty' in See stach.
Als Leutnant, wohlgemerkt, denn die Auftraggeber hätten ihm mehr Sold zahlen müssen, wäre er zum Kapitän ernannt worden. Dass die Geldgeber keinen Penny zu viel zahlen wollten, ist offensichtlich: Nur eines statt zwei Schiffen sandten sie nach Tahiti, um Brotfruchtpflanzen zur Versorgung von Sklaven zu holen. Dafür war die Bounty mit 44 Seeleuten deutlich überbesetzt - eine unmögliche Mission, die Bligh aufgebürdet wurde.
Ganze fünf Monate durften die Matrosen in Tahiti verbringen und sich von den tropischen Schönheiten empfangen lassen.
Der Aufbruch kam der 'Vertreibung aus dem Garten Eden' gleich, wie Paul Brunton es in der Dokumentation treffend formuliert. Blighs Logbücher, die in der State Library of New South Wales in Sydney aufbewahrt werden, kennt Brunton wie kein anderer. So war auch er überrascht, als Restaurator Anthony Zammit feststellte, dass Bligh nachträglich Seiten in sein Logbuch einfügte. Auch die Einträge vom 28. April 1789, als Fletcher Christian und seine Meuterer das Kommando auf dem Schiff an sich rissen, wurden ergänzt.
Beim Betrachten des Filmes drängt sich dem Zuschauer die Frage auf, warum in Hollywood bisher noch niemand auf die Idee kam, die Meuterei ausnahmsweise einmal historisch korrekt zu verfilmen. Die Redakteure Petra Höfer und Freddie Röckenhaus beweisen schließlich, dass die wahre Geschichte ebenfalls unterhaltsam ist. Die Spielszenen vor paradiesischer Kulisse geben dem Zuschauer einen bleibenden Eindruck von der verhängnisvollen Expedition (die Filmemacher des ZDF nutzten für ihre Dokumentation 'Logbuch Bounty - Das Rätsel der Meuterei' das gleiche Schiff, auf dem Mel Gibson in dem Film 'Die Bounty' 1984 gegen Anthony Hopkins meuterte.) Die Kommentare, die eine Stimme aus dem Off zu den Geschehnissen abgibt, sorgen für einige Lacher.