Nr. 0388: Der Dämonensarg
Zuerst war es nur der Wind, der wie ein sanftes Ungeheuer über das Land strich, mit seinen unsichtbaren Armen in jede Bodenspalte fuhr, sie untersuchte, sich wieder erhob, gegen die Bäume drückte, mit dem Laub spielte, sich weiter hinaus in die Ebene bewegte und dort das hochgewachsene Gras kämmte, als würde sich jeder einzelne Halm vor ihm verneigen. Er war nicht bösartig, kein Sturm wirbelte über die Felsen oder heulte in den schmalen Buchten und Graten. Das Meer blieb ruhig, ein weiter Ozean, der von den Seefahrern respektvoll als "Grauer Atlantik" bezeichnet wurde. Das Säuseln des Windes blieb. Die Nacht hatte ihn aus einem Schlaf geweckt. Aber es waren auch andere wach geworden, die lange und fest geschlafen hatten, die sich versteckten, die bewachten und die das raunen des Küstenwindes wie einen an sie gerichteten Ruf empfangen hatten. Das Flüstern lag plötzlich in der Luft.
erschienen 10.12.1985
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