Nr. 239: Der Höllenwurm
Selten in ihrem Leben hatte sich Madame Tanith so deprimiert gefühlt wie an diesem Abend. Sie saß in ihrem Sessel, rauchte und starrte dem Qualm der Zigarette nach. Sie sah, wie er zerfaserte, und das erinnerte sie wieder an ihren Zustand. Die Kugel hatte versagt! Mehr war nicht geschehen und dennoch soviel. Kein weltbewegendes Ereignis war dieses Versagen der Kugel, aber für die Wahrsagerin kam einiges zusammen, und das Versagen der Kugel war letztendlich eine Folge der Zwischenfälle. Sie wollte keinen sprechen und niemanden sehen. Ans Telefon würde sie nicht gehen und auch nicht öffnen. Es sei denn, John Sinclair und Suko stünden vor der Tür. Inmitten der Künstlerviertels Montmarte fühlte sich die Hellseherin wie eine Ausgestoßene. Bisher hatte sie immer helfen und einen Rat oder Tip geben können, aber an diesem Abend waren die Versuche ihrerseits erfolglos geblieben. Sie zündete sich die nächste Zigarette an. Die Beine hatte sie hochgelegt, die Augen waren halb geschlossen. Manchmal zuckte es um ihre Mundwinkeln, und im Zimmer selbst war es still wie in einem Grab, Kein Lufthauch bewegte die Vorhänge an den Fenstern. Auch von draußen drang kein Lärm durch die Mauern. Es blieb still.
erschienen 31.01.1983
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